- Rudolf-Eberle-Schule Bad Säckingen
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- Geschichte
Dr. Rudolf Eberle - der Namensgeber unserer Schule
Am 17.11.1986, zwei Jahre nach seinem plötzlichen Tod, wurde ein Mann geehrt, auf dessen Einsatz maßgeblich die Gründung des Wirtschaftsgymnasiums an der Kaufmännischen Schule zurückgeht: Dr. Rudolf Eberle aus Bad Säckingen. In Anwesenheit von Kultusminister Mayer-Vorfelder, Oberschulamtspräsident Prof. Dr. Kindler und zahlreichen anderen Ehrengästen wurde in einem Festakt die Schule mit seinem Namen ausgezeichnet. "Namen können Zeichen setzen", betonte der Vertreter des Landkreises in seiner Begrüßungsansprache, und mit dem Namen von Rudolf Eberle wolle man der Schule eine besondere Identität verleihen, habe Eberle doch einen langen Weg beschritten und viele Steine aus dem Weg geräumt, ehe ein Wirtschaftsgymnasium in Bad Säckingen eingerichtet werden konnte. Der Erfolg dieser Schulart zeigt, dass Eberle auf dem richtigen Weg gewesen sei. Rudolf Eberle war Badener und stammte aus dem Landkreis Bühl. Von 1949-54 studierte er Philosophie, Geschichte und Volkswirtschaft an der Universität Freiburg und promovierte zum Dr. rer. pol. Danach arbeitete er mit den Schwerpunkten regionale Wirtschaftspolitik und Agrarsoziologie als wissenschaftlicher Assistent.
Wichtige Stationen
- Von 1957-1969 war Eberle Geschäftsführer der Planungsgemeinschaft Hochrhein, danach drei Jahre lang Hauptgeschäftsführer der IHK Hochrhein.
- Von 1962-71 gehörte er dem Säckinger Stadtrat an.
- Ab 1964 vertrat er den Wahlkreis Waldshut - Säckingen im Landtag von Baden-Württemberg.
- Im Mai 1972 wurde er als Wirtschaftsminister in das Kabinett Filbinger gerufen, dem er auch unter Lothar Späth im gleichen Ressort angehörte.
- Am 17. November 1984 wurde er durch einen Herzinfarkt mitten aus seiner Arbeit gerissen.
Dr. Rudolf Eberle ist nur 58 Jahre alt geworden.
Das Schularchiv der Rudolf-Eberle-Schule
Dies ist das älteste Foto aus dem Archiv: Es zeigt die Abschlussklasse der Höheren Handelsschule von 1948. In der Fotogalerie finden sich Fotos ab 1950.
Gründung der Schule
Die fortschreitende Industrialisierung um die Jahrhundertwende brachte auch der Textilindustrie im Raum Säckingen und damit allgemein der Wirtschaft dieses Gebietes einen bedeutenden Aufschwung. Dies dürfte auch der Grund für den Beschluss des Säckinger Gemeinderats vom 26. Februar 1903 gewesen sein, den Antrag zu stellen, an der Gewerbeschule Säckingen eine Handelsschulabteilung einzurichten. Diesem Antrag wurde dann von dem damals hierfür zuständigen großherzoglich badischen Innenministerium mit Erlass vom 04. September 1903 (Nr. 35370) stattgegeben. Somit kann das Jahr 1903 als Gründungsjahr der Handelsschule Säckingen betrachtet werden. Der Name Handelsschule war damals für eine berufsbegleitende kaufmännische Teilzeitschule (Kaufmännische Berufsschule) allgemein üblich. Die Schulräume befanden sich in den ersten Jahren im Erdgeschoss des Südflügels des 1879 fertiggestellten Volksschulgebäudes (heute: Hindenburgschule). Der Unterricht dürfte, wie damals bei Berufsschulen allgemein üblich, am Sonntagvormittag bis zum Beginn des Hauptgottesdienstes abgehalten worden sein, damit die Lehrlinge wochentags keine Arbeitszeit in den Betrieben verlieren. Alte Säckinger erinnern sich noch aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg an einen Handelslehrer Piehler. 1914 wurden der Schule in dem der Volksschule gegenüberliegenden Gebäude Schulhausstraße 8 (heute: Haus Winterer) Schulräume zur Verfügung gestellt.
Umzug in die Mumpferfährstraße
Im Jahr 1919 wurde die Schule in das Gebäude der ehemaligen Seidenstoffweberei Marthaler in der Mumpferfährstraße (heute: Mode Monte Carlo, v. Ehr, Strickwaren) verlegt, wobei der Handelsschulabteilung das Erdgeschoss und der Gewerbeschule die oberen Stockwerke zugewiesen wurden. Als ehemaliges Fabrikgebäude konnte aber dieses Haus den Anforderungen eines Schulgebäudes nur sehr bedingt gerecht werden. Noch im Jahr des Umzuges wurde der Schule der Diplom-Handelslehrer Gustav Maier, gebürtig in Villingen, der Schule zugewiesen. Er sollte zunächst als Alleinlehrer (bis 1934) und später als Schulleiter bis 1955 das Gesicht der Schule entscheidend mitgestalten.
Organisatorische Selbstständigkeit der Schule
Inzwischen hatte die Handelsschulabteilung mit über 50 Schülern eine Größe erreicht, dass sie 1921 als Handelsschule selbstständig wurde.
Inflation und Weltwirtschaftskrise
In den zwanziger Jahren stagnierte die Entwicklung der Schule. Inflation und Weltwirtschaftskrise und die damit zusammenhängende gewaltig steigende Arbeitslosigkeit ließen die Schülerzahlen immer mehr zurückgehen. Dies hatte zur Folge, dass schließlich zu Beginn der dreißiger Jahre die jungen Handelsschulassessoren (so die damalige Berufsbezeichnung) nach dem zweiten Staatsexamen ausnahmslos aus dem Schuldienst entlassen wurden. Um diesem Notstand künftig vorzubeugen, wurden schließlich keine neuen Referendare mehr in den Handelsschuldienst aufgenommen. Ich selbst war nach meinem Hochschulexamen zwei Jahre lang Betroffener dieser Aufnahmesperre.
Aufbau berufsvorbereitender Vollzeitschulen
Nachdem infolge der Wirtschaftskrise die Lehrlingszahlen und damit die Schülerzahlen der Berufsschulen immer mehr zurückgingen, waren überall noch ungenützte Bildungskapazitäten vorhanden. So wurde 1925 die badische Fachschulverordnung erlassen, welche den Aufbau beruflicher Vollzeitschulen mit täglichem Unterricht regelte. Auf der Basis dieser Verordnung entstanden bald überall in größeren Städten die zweijährigen Höheren Handelsschulen als berufsvorbereitende Vollzeitschulen, die sich bald bewährten und großer Beliebtheit erfreuten. Als weiterer Aufbau in dieser Richtung entstand schon 1926 in Freiburg das erste Wirtschaftsgymnasium unter der Bezeichnung Oberhandelsschule und später Wirtschaftsoberschule. So war das badische Land bald mit einem flächendeckenden Netz beruflicher Vollzeitschulen überzogen, so dass Baden zusammen mit Sachsen ein für das Deutsche Reich vorbildliches Handelsschulwesen besaß.
Gründung der Höheren Handelsschule Säckingen
Nachdem 1936 nach langen Jahren erstmals wieder Referendare in den badischen Handelsschuldienst aufgenommen worden waren und damit die Frage des Lehrermangels einer Lösung näher kam, stellte auf Anregung des Schulleiters Gustav Maier der Gemeinderat von Säckingen unter seinem damaligen Bürgermeister Ernst Griesser den Antrag, in Säckingen eine Höhere Handelsschule einzurichten. Diesem Antrag wurde im Jahre 1938 stattgegeben, nachdem die Stadt als Schulträger durch einen Anbau an das alte Schulgebäude in Einfachstbauweise die zunächst erforderlichen zwei Schulräume zur Verfügung gestellt hatte.
Der neue Landkreis Säckingen wird Schulträger
Mit der neuen Landkreisordnung wurde 1939 der bisherige Amtsbezirk Säckingen in den Landkreis Säckingen umgewandelt, der sich zwischen Albtal und Wehratal erstreckte, im Süden begrenzt vom Rhein zwischen Albbruck und Rheinfelden und im Norden vom Gebiet um Todtmoos. Gleichzeitig wurden die neuen Landkreise Schulträger für die berufsbildenden Schulen. Diese Neuordnung sollte sich bald für die berufsbildenden Schulen als sehr günstig erweisen; mussten sie sich doch bisher im Hinblick auf die räumliche Unterbringung mit den „abgelegten Kleidern der älteren Geschwister“ (Volksschulen und Gymnasien) abfinden.
Die Schule im zweiten Weltkrieg
Die neue Höhere Handelsschule war rasch gut angelaufen, so dass sich die Gesamtschülerzahl auf 225 Schüler in 9 Klassen erhöhte. So war auch die Zahl der Lehrkräfte durch verschiedene Neuzugänge auf 6 angestiegen, als schließlich im Sommer 1939 die Entwicklung durch Ausbruch des zweiten Weltkrieges jäh unterbrochen wurde. Schon in den ersten Kriegstagen wurden auch die ersten Lehrkräfte zum Kriegsdienst eingezogen. Dieses Schicksal ereilte auch bald die übrigen männlichen Lehrer. So konnte der Unterricht nur noch behelfsmäßig von den verbliebenen zwei weiblichen Lehrkräften aufrecht erhalten werden. Erfreulicherweise konnten nach Kriegsende die meisten eingezogenen Lehrer heil aus dem Krieg zurückkehren. Nur ein Lehrer, Handelsschulassessor Fritz Grimm, geboren 1908 in Untermünstertal, wurde Opfer dieses sinnlosen Krieges.
Die Nachkriegsjahre
Der Kriegsausgang mit der Besetzung durch die französischen Truppen brachte auch eine innerpolitische Neuorganisation mit sich. Der französisch besetzte südliche Teil des alten Landes Baden wurde von dem amerikanisch besetzten Nordteil getrennt und mit der Bezeichnung Baden ein selbständiges Land mit dem Regierungssitz in Freiburg gebildet. Der Neuaufbau des Schulwesens im neuen Land nahm längere Zeit in Anspruch und wurde noch durch die sich lang hinziehenden Entnazifizierungsverfahren für die Lehrkräfte verzögert. So konnte erst 1946/47 der Unterricht in eingeschränktem Maße und zögernd wieder aufgenommen werden. Zudem wurde von den Franzosen der Gebrauch jeglicher Schulbücher aus der Nazizeit strengstens verboten, und an den Druck neuer Schulbücher war vorerst aus Papiermangel keineswegs zu denken. So war auch kein Schreibpapier zu erhalten. Es ist heute kaum noch vorstellbar, wie unter diesen widrigen Umständen ohne Bücher und Schreibpapier überhaupt ein Unterricht gehalten werden konnte. Als weitere Kriegsfolge war der Eisenbahn- und Omnibusverkehr so stark eingeschränkt, so dass nur morgens und abends Züge und Busse verkehrten. So mussten die auswärtigen Schüler, soweit sie nicht mit dem Fahrrad nach Säckingen fahren konnten, den ganzen Tag in Säckingen verbringen. Infolge der allgemeinen Lebensmittelknappheit mussten sie sich tagsüber mit mitgebrachten Broten selbst verpflegen. Sie waren schon froh, wenn sie am Mittag in irgendeinem Gasthaus einen Teller Suppe erhalten konnten. Der Kakao, der eine Zeitlang in der großen Pause auf Grund einer Stiftung der benachbarten Schweiz ausgegeben werden konnte, war daher sehr willkommen. Allmählich kam nach der Währungsreform 1948 die deutsche Wirtschaft wieder in Gang, so dass die Schülerzahlen wieder anstiegen und die ersten neuen Schulbücher erscheinen konnten. Aber jetzt machte sich der Lehrer- und Raummangel immer stärker bemerkbar. So mussten die Stundentafeln notgedrungen auf ein kaum noch verantwortbares Maß gekürzt werden. Gleichzeitig wurden von dieser Zeit an die Aufgaben für die schriftliche Abschlussprüfung der Kaufmännischen Berufsschule landeseinheitlich zentral gestellt, da diese Prüfung gleichzeitig als schriftlicher Teil der Kaufmannsgehilfenprüfung anerkannt wurde. Nur durch zusätzliche freiwillige Abendkurse war es möglich, die Schüler auf diese Prüfung vorzubereiten.
Schulhausneubau
Nachdem der Raummangel der Schule immer größer wurde und das alte Schulhaus sich in einem baulich desolaten Zustand befand (Ofenheizung in allen Räumen) und vor allem auch die sanitären Verhältnisse nicht mehr tragbar waren, beschloss der Kreistag am 05. Juli 1952, die Errichtung eines neuen Schulhauses in die Wege zu leiten. Gleichzeitig sollten durch einen entsprechenden Anbau Räume für die Hauswirtschaftlichen Schulen geschaffen werden. Zunächst wurde als Bauplatz ein Raum zwischen Bergseestraße und Rippolinger Straße angekauft. Mit der Planung und Bauausführung wurde Baudirektor Linde, Freiburg, beauftragt. Noch 1953 wurde mit dem Bau begonnen und am 12. Januar 1954 konnte bereits das Richtfest gefeiert werden. Nach Fertigstellung des Innenausbaus im Laufe des Jahres 1954 wurde am 20.01.1955 mit einer Einweihungsfeier in Anwesenheit des Regierungspräsidenten Dr. Waeldin die Schule ihrer Bestimmung übergeben. Damit war nach dem Krieg der erste Schulhausneubau in Säckingen errichtet worden. Er umfasste 10 Klassenzimmer, ein Schreibmaschinenzimmer, einen Raum für Physik- und Chemieunterricht sowie die erforderlichen Neben- und Verwaltungsräume und die Räume für die Hauswirtschaftliche Schule. Damit war ein lang gehegter Wunsch von Lehrern und Schülern in Erfüllung gegangen, endlich einmal ein eigenes Schulhaus zu besitzen, das sich mit seinen lichtdurchfluteten freundlichen Räumen auch bald als sehr zweckdienlich erweisen sollte. Dazu blieben die Baukosten mit rund 1,6 Millionen DM nach damaligen Verhältnissen in vertretbarem Rahmen.
Berufsfachschuldirektor Gustav Maier tritt in den Ruhestand
Mit Ende des Schuljahres 1954/55 trat Berufsfachschuldirektor Gustav Maier nach Erreichung der Altersgrenze und nach 36-jähriger Tätigkeit an den Kaufmännischen Schulen Säckingen in den Ruhestand. Nachdem er in diesen langen Jahren die Entwicklung der Schule wesentlich mitgestaltet hatte, wurde er von Landrat Bischoff feierlich verabschiedet. In Anbetracht des starken Lehrermangels unterrichtete er aber freiwillig weiterhin als Vertragslehrer mit einem halben Deputat bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 1958 im Alter von 68 Jahren.
Studienrat Josef Heim neuer Schulleiter
Mit Wirkung vom 02. April 1955 wurde der seit 1939 an der Schule tätige Studienrat Josef Heim mit der Führung der Geschäfte des Schulleiters beauftragt.
Neugestaltung der Kaufmännischen Berufsfachschulen
Mit Beginn des Schuljahres 1955/56 wurde die Kaufmännische Berufsfachschule organisatorisch umgestaltet. Der bisher zweijährigen Höheren Handelsschule wurde für die Volksschulabsolventen eine Vorklasse vorgeschaltet. In dieser wurden vor allem allgemeinbildende Fächer (Deutsch, Englisch, Mathematik) unterrichtet. Sie galt gleichzeitig als Probejahr für den weiteren Besuch der Höheren Handelsschule, die einen mittleren Bildungsabschluss („Mittlere Reife“) vermittelte. Daneben wurde eine zweijährige Handelsschule eingerichtet, deren Lehrplan neben den kaufmännischen Fächern Unterricht in Deutsch, Geschichte und nur einer Fremdsprache (Englisch) umfasste. Diese Schule sollte ausschließlich der Vorbereitung für einen kaufmännischen oder Verwaltungsberuf dienen. Bei Absolventen der Höheren Handelsschule wurde eine anschließende Lehrzeit um ein Jahr und bei Absolventen der Handelsschule um ein halbes Jahr verkürzt. Die neue Form der Höheren Handelsschule mit Vorklasse bewährte sich sehr rasch, wobei die Leistungskurve der Schüler einen deutlichen Aufwärtstrend aufwies. Hierbei zeigte sich vor allem, dass vorwiegend die Schüler aus den kleinen Hotzenwaldgemeinden sich durch besondere Leistungen hervortaten. Gerade sie bewiesen eine überdurchschnittliche Leistungsbereitschaft und eine besondere Konzentrationsfähigkeit.
Immer mehr steigende Schülerzahlen und wachsende Raumnot
In den fünfziger Jahren stiegen die Schülerzahlen – wohl auch bedingt durch das sogenannte Wirtschaftswunder – von Jahr zu Jahr mehr an. Eines besonders starken Zugangs erfreute sich die Höhere Handelsschule, die mehrmals mit drei Parallelklassen geführt werden musste. Als Folge davon zeichnete sich schon bald, kaum zehn Jahre nach Fertigstellung des neuen Schulhauses, ein wachsender Raummangel ab. Um diesem Mangel wenigstens etwas abzuhelfen, wurde die Landwirtschaftliche Berufsschule mit einem Klassenzimmer in den inzwischen entstandenen Neubau der Gewerbeschule verlegt. Außerdem trat die Hauswirtschaftliche Berufsschule ein Klassenzimmer ab. Zeitweise wurde auch der Physik- und Chemiesaal als Klassenzimmer benutzt. Zusätzlich wurde das zweite Schreibmaschinenzimmer in ein Klassenzimmer umgewandelt. Da aber trotz der immer weiter steigenden Schülerzahlen und des damit noch größer werdenden Lehrermangels keine neuen zusätzlichen Klassen gebildet werden durften, blieb als einziger Ausweg nur die Bildung von übergroßen Klassen. So wurde ein Jahr lang die Vorklasse mit 48 Schülern geführt. Diese Klasse konnte nur durch Öffnung der Schiebewand zwischen zwei Klassenzimmern in dem dadurch entstehenden Saal untergebracht werden. So erreichte die Schule schließlich 1966 mit 700 Schülern einen Höchststand seit ihrem Bestehen. Da der Lehrermangel jedoch weiterhin anhielt und immer größer wurde, konnte der Schulbetrieb nur durch einschneidende Kürzungen der Stundentafel aufrecht erhalten werden. Umso erfreulicher war es, dass auch weiterhin die Prüfungsergebnisse bei landeseinheitlicher Aufgabenstellung als durchschnittlich sehr zufriedenstellend bezeichnet werden konnten; ein Umstand, der Lehrern und Schülern ein gutes Zeugnis ausstellt.
Neugestaltung und Vereinheitlichung des berufsbildenden Schulwesens
Im Zug der Neugestaltung und Vereinheitlichung des berufsbildenden Schulwesens liefen vom Schuljahr 1967/68 ab die bisherige dreijährige Höhere Handelsschule und die Handelsschule aus. An ihre Stelle trat die zweijährige Wirtschaftsschule, deren Unterrichtsstoff in den Grundzügen dem der bisherigen Höheren Handelsschule entspricht. Voraussetzung für ihren Besuch ist das Abschlusszeugnis des A-Kurses der Hauptschule oder das Versetzungszeugnis nach Klasse 10 eines Gymnasiums oder einer Realschule. Mit dem Auslaufen der dreijährigen Höheren Handelsschule ist damit leider eine Schulart verschwunden, die sich nach übereinstimmender Ansicht aller Lehrer und Schüler hervorragend bewährt hat, für die aber nach Einführung des 9. Pflichtschuljahres an der Hauptschule im kaufmännischen Schulwesen kein Platz mehr war.
Telekollegschule
Als im Jahr 1969 beim Südwestfunk das Telekolleg Südwest anlief, wurden die Kaufmännischen Schulen Säckingen vom Oberschulamt Freiburg mit der Einrichtung einer Telekollegschule beauftragt. Mit dem Telekolleg soll Interessenten mit abgeschlossener Berufsausbildung die Möglichkeit geboten werden, in einem zweijährigen Lehrgang die Fachschulreife (sog. “Mittlere Reife“) zu erwerben. Die Aufgabe der Telekollegschule bestand darin, die nach den einzelnen Sendungen auszufüllenden Prüfungsbogen der Teilnehmer zu korrigieren und an den Kollegabenden bei den Sendungen noch offen gebliebenen Fragen zu klären sowie die Abschlussprüfungen durchzuführen. Neben Lehrkräften der eigenen Schule unterrichteten weitere Lehrer der Gymnasien Säckingen und Rheinfelden und der Gewerbeschule Säckingen. Nachdem sich zu Beginn des Lehrgangs 41 Teilnehmer im Alter zwischen 16 und 46 Jahren angemeldet hatten, hielten lediglich 17 bis zum Abschluss im Jahre 1971 durch, die dann aber alle die Abschlussprüfung bestanden, so dass ihnen das Zeugnis der Fachschulreife ausgehändigt werden konnte. Die Ausfallquote erscheint auf den ersten Blick sehr hoch. Sie ist aber im Hinblick auf die Schwierigkeiten beim Empfang der Sendungen und der Berufstätigkeit sowie das hohe Durchschnittsalter der Kollegiaten leicht zu erklären. Die Erfolgsquote in Säckingen lag sogar im Landesdurchschnitt recht hoch.
Schulentwicklungsplan II
Als 1969 Otto Bischoff, in dessen Amtszeit als Landrat der Schulneubau an der Bergseestraße erstellt wurde, nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat, wurde Otto Leible zu seinem Nachfolger gewählt. Schon beim ersten Besuch des neuen Landrats in der Schule nahm er die Anregung des Schulleiters auf, die Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in Säckingen in die Wege zu leiten. Durch eine Erhebung ließ sich feststellen, dass bereits zahlreiche Schüler aus dem Einzugsgebiet der Säckinger Schule die Wirtschaftsgymnasien in Lörrach und Waldshut besuchten. Daher stellte am 13. Januar 1971 der Kreistag auf einstimmigen Beschluss den Antrag auf Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums in Säckingen. Dieser Antrag sollte vor allem sicherstellen, dass der Säckinger Anspruch auf ein Wirtschaftsgymnasium in den in Vorbereitung befindlichen Schulentwicklungsplan II für die beruflichen Schulen aufgenommen wird. Zur Vorbereitung dieses Planes für die Hochreinregion fand am 01. September 1971 beim Präsidenten des Oberschulamtes Freiburg, Professor Dr. Kindler, eine Besprechung statt. Neben dem damaligen Säckinger Landtagsabgeordneten und späteren Wirtschaftsminister Dr. Rudolf Eberle, der sich sehr für die Entwicklung der Säckinger Schule einsetzte und nach dem daher später auch die Schule benannt wurde, nahmen Landrat Otto Leible, die Fraktionsvorsitzenden des Kreistags und der Schulleiter teil. Nach den Planungen des Oberschulamts waren für die Kaufmännischen Berufsschulen Säckingen Fachklassen für Industrie, Großhandel, Einzelhandel und Verkäufer vorgesehen. Damit wäre die Schule in Säckingen die einzige Schule im Hochrheingebiet gewesen, die nur Schüler aus ihrem Einzugsbereich abgibt, ohne Schüler von anderen Bereichen zu erhalten. Der Anregung, als gewissen Ausgleich dafür in Säckingen wegen seiner zentralen Lage zwischen Lörrach und Waldshut eine Bankfachklasse einzurichten, wurde leider keine Folge geleistet. Dafür sollte Säckingen jedoch ein Wirtschaftsgymnasium erhalten. Zur endgültigen Festlegung des Schulentwicklungsplan II für die Hochrheinregion führte Kultusminister Hahn am 19. Januar 1972 in Säckingen ein Anhörungsverfahren durch, an dem die Landtagsabgeordneten der Region, die Vertreter des Oberschulamts Freiburg, die Schulträger, die Interessenverbände und die Schulleiter teilnahmen. Ein nochmaliger Antrag, in Säckingen eine Bankfachklasse einzurichten, scheiterte am Widerstand des Kreises Lörrach. Erfreulich für Säckingen war, dass der Minister endgültig zusagte, dass das Wirtschaftsgymnasium Säckingen im Schulentwicklungsplan festgeschrieben wird.
Erweiterungsbau für das Wirtschaftsgymnasium
Nachdem nun das Wirtschaftsgymnasium Säckingen in den Schulentwicklungsplan aufgenommen war, galt es, die dafür erforderlichen Schulräume zu schaffen. Schon 1972 wurde daher ein Bauwettbewerb für den Erweiterungsbau für die Kaufmännischen und gleichzeitig auch Hauswirtschaftlichen Schulen ausgeschrieben. Dieser Bau sollte auf dem kreiseigenen Gelände östlich der bisherigen Schule erstellt werden. Die Bauausführung wurde vom Kreistag nach Durchführung des Bauwettbewerbs an Architekt Birkle, Konstanz, vergeben.
Der neue Landkreis Waldshut führt die Baumaßnahmen weiter durch
Im Zuge der allgemeinen Kreisreform wurde mit Wirkung vom 01. Januar 1974 der alte Landkreis Säckingen aufgelöst. Der größte Teil seines Gebietes mit Säckingen wurde dem neuen Landkreis Waldshut zugeschlagen. So wurde dieser mit Landrat Dr. Norbert Nothelfer (später Regierungspräsident von Freiburg) neuer Schulträger. Aber auch er führte die Vorarbeiten für die Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums zügig weiter. So wurde bereits am 08. Januar 1974 auf Beschluss des Kreistags der endgültige offizielle Antrag auf Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums an die Schulbehörde gestellt. Auch die Vorarbeiten für den Erweiterungsbau wurden weitergeführt. Aus Ersparnisgründen beschloss man, ihn mit Fertigteilen auszuführen. Bald aber erwiesen sich weitere Einsparungen als notwendig, zumal etwa zur gleichen Zeit eine neue Gewerbeschule in Waldshut erstellt wurde. Deshalb wurde als weitere Sparmaßnahme der ebenfalls geplante Bau einer Schulsporthalle zunächst einmal zurückgestellt. Die Absicht der Kreisverwaltung, den Wasseranschluss für die einzelnen Klassenzimmer zu streichen, konnte nach heftigem Einspruch des Bauausschusses des Lehrerkollegiums abgewendet werden. Nicht mehr abgewendet werden konnte jedoch trotz heftiger Einsprüche von Seiten der Schule der Plan, für die Kaufmännischen und Hauswirtschaftlichen Schulen ein gemeinsames Sekretariat einzurichten. Desgleichen stieß der Vorschlag der Schule, das Lehrerzimmer auf Kosten anderer Räume zu vergrößern, auf Ablehnung. Dies sollte sich bereits nach einigen Jahren als schlechte und kostenträchtige Entscheidung erweisen. Nachdem am 23. April 1974 mit den Bauarbeiten begonnen worden war, gab schließlich das baden-württembergische Kultusministerium mit Erlass Nr. UB 6111 vom 09.12.1975 die Zustimmung zur Einrichtung des Wirtschaftsgymnasiums Säckingen.
Nachdem ich 1956 an die „Handelsschule“ nach Säckingen versetzt worden war, ging einige Zeit später eine Beschwerde der katholischen Geistlichkeit über mich bei Direktor Heim ein, des Inhalts, dass ich eine ungute Unruhe in die Schule hinein gebracht hätte. Seit ich da sei, wollten die Schüler im Unterricht dauernd diskutieren, und selbst in den Pausen zögen sie noch diskutierend mit mir herum. Ich ließ den mir gegenüber anonym bleibenden Beschwerdeführern ausrichten, dass ich mich durch ihre Kritik in meinem Auftrag, meine Schüler im Sinne des Grundgesetzes zu mündigen Bürgern zu erziehen, ausdrücklich bestätigt fühle und dass im übrigen Jugendliche, die mit 17 Jahren nicht unruhig seien und die nicht kritische Fragen stellten, ihr ganzes Leben lang Spießer und Duckmäuser bleiben würden.
Anfang der 60-er Jahre hielt der von mir sehr geschätzte Dr. Rudolf Eberle, der Namensgeber unserer Schule, in Säckingen einen hoch interessanten Vortrag über die Schiffbarmachung des Hochrheins, wobei er, für die damalige Zeit noch recht ungewöhnlich, auch schon die Belange des Umweltschutzes in seine Überlegungen mit einbezog. Die nachfolgende Diskussion verlief durchweg unsachlich und emotional, etwa mit dem Tenor: Unsere Oma kannte noch keine Hochrheinschifffahrt, also brauchen wir auch keine. Als ich dann, unter dem Beifall einer Abiturklasse des Scheffel-Gymnasiums, einwarf, dass im Zeitalter der Einigung Europas eine solch engstirnige Diskussion dem Niveau des Vortrages in keiner Weise gerecht würde, meldete sich ein für jene Zeit typischer Alt-Säckinger zu Wort und entgegnete, er sei allein schon deswegen gegen eine Schiffbarmachung des Hochrheins, damit nicht noch mehr solche Bolschewisten, wie ich, nach Säckingen kommen würden.
Bei einer Elternversammlung, ebenfalls in den 60-er Jahren, kritisierte der Vater einer Schülerin unsere Schule mit dem Argument, wir seien „eine Schule des Kapitalismus“. Ich bestätigte ihn ausdrücklich mit der Feststellung: „Ja, Sie haben Recht. Wir sind eine Schule des Kapitalismus. Bei uns zählt das geistige Kapital. Wenn sich Ihre Tochter diesem Anspruch ebenso verpflichtet fühlt wie wir Lehrer, ist sie an unserer Schule gut aufgehoben.“ Ich habe selten in einer Elternversammlung so viel Beifall bekommen wie an jenem Abend.
Dass unsere Schüler seinerzeit noch eine gute Grundbildung mitbekommen haben, zeigt die folgende Begebenheit: Ich hatte einen ziemlich schwierigen und renitenten Schüler von hinten in die erste Bankreihe versetzt, um ihn jederzeit unter Kontrolle zu haben. Als ich am nächsten Tag in die Klasse kam, hatte er einen langen blanken Dolch vor sich auf seinem Platz liegen. Ich packte ihn an der Brust: Ich: „Was wolltest du mit dem Dolche, sprich?“ Er: „Die Klass’ vom Tyrannen befrei’n!“ Ich: „Das sollst du am Kreuze bereu’n!“ Für die ganze Klasse war dieses „Theaterstück“, frei nach Schillers „Bürgschaft“, eine Riesen-Gaudi und der betreffende Schüler und ich waren danach die besten Freunde.
Eines Tages gab es in der großen Pause ein fürchterliches Geschrei auf dem Schulhof. Was war los? Ein Schüler, wie stets den Kopf voller Unsinn, hatte eine ganze Dose mit lebendigen Regenwürmern dabei, die er den Mädchen von hinten in die Kleidung steckte. Alle rannten wild durcheinander, um ihm zu entkommen und die, die er erwischt hatte, und die das Gewürm an ihrem Körper spürten, waren in voller Panik. Als ich kam, um diesem wirklich Ekel erregenden Spektakel ein Ende zu machen, ergriff der Schüler die Flucht und wollte sich auf der von mir sonst gemiedenen Jungen-Toilette verstecken; aber ich erwischte ihn dort und gab ihm, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen, eine saftige Ohrfeige mit dem Kommentar, dass er mich deswegen gern anschließend verklagen könne. Aber er hatte wohl selber gemerkt, dass er diesmal den Bogen erheblich überspannt hatte. Es war übrigens die einzige Ohrfeige, die ich je als Lehrer ausgeteilt habe. Und ich habe dies nie bereut.
Die folgende Geschichte, aus heutiger Sicht nicht besonders vermerkenswert, ist nur richtig zu verstehen, wenn man sich in die frühen 70-er Jahre zurückversetzt, in denen in vielen Familien das, was die Kinder zu tun und zu lassen hatten, hauptsächlich noch von den Eltern bestimmt wurde. An einem Mittag bekam ich den Anruf des Vaters einer guten Schülerin, der mir erklärte, warum er eine „Stinkwut“ auf mich hätte. Seine Tochter habe bisher stets auf seine Argumente und Ratschläge gehört, aber heute habe sie ihm ganz heftig widersprochen und ihn in der Diskussion so in die Enge getrieben, dass er sich zum ersten Mal mit seiner Meinung nicht habe durchsetzen können. Er sei empört und habe seiner Tochter gesagt: „Dass du so geworden bist, daran ist allein dieser verdammte Heckmann schuld“, und das müsse er doch mal bei mir los werden. Ich habe ihm geantwortet, dass er mir mit seinem Anruf ein großes Kompliment mache und habe ihn zu seiner selbstbewussten und erwachsen gewordenen Tochter beglückwünscht.
In einem Schuljahr hatte ich in der Vollzeitschule einen sehr intelligenten aber völlig verbummelten Schüler. Da es mir stets besondere Freude gemacht hat, solche „schwankenden Gestalten“ auf den Pfad der Tugend zu bringen und aus ihnen alles heraus zu holen, was in ihnen steckt, verließ er unsere Schule nach 2 Jahren mit einem tadellosen Zeugnis und dem Versprechen, das Abitur zu machen und zu studieren. Jahre später traf ich ihn zufällig als Anhalter auf dem Wege zur Uni nach Freiburg. Er erzählte mir dann, dass er mich inzwischen nie mehr besucht hätte, weil er richtig wütend auf mich sei. Damals habe er sein tolles Zeugnis angeschaut und sich gesagt: „Aber das bin ich doch gar nicht!“, und er habe sich daraufhin vorgenommen, künftig wieder richtig herumzugammeln. Das Schlimme, was er dann aber habe feststellen müssen, sei, dass ich ihn, wie er sagte, so gründlich versaut hätte, dass ihm das Herumgammeln überhaupt keinen Spaß mehr mache. So bliebe ihm nichts anderes übrig, als jetzt auch sein Studium zu einem guten Abschluss zu bringen. Nachdem wieder einige Jahre vergangen waren, konnte ich ihn zu seinem ersten Konzert als Solotrompeter beglückwünschen. Als er, nun im eleganten Frack, mich erblickte, mussten wir beide an den „Gammel-Boy“ von einst denken und lachen, und sein Kommentar lautete: „Sie haben mir hier gerade noch gefehlt.“
| 1903 | Beschluss des Säckinger Gemeinderats, der bestehenden Gewerbeschule eine Handelsschulabteilung anzugliedern. Unterricht im Erdgeschoss des 1879 fertiggestellten Volksschulgebäudes (heute Hindenburgschule) |
| 1914 | Umzug in die Schulhausstraße 8 |
| 1919 | Umzug in das Gebäude der ehemaligen Seidenstoffweberei Marthaler, Mumpferfährstraße |
| Gustav Maier tritt seinen Dienst an der Schule an | |
| 1921 | Organisatorische Selbständigkeit der Schule |
| 1936 | Gründung der Höheren Handelsschule |
| 1939 | Landkreis Säckingen löst die Stadt als Schulträger ab |
| 1948 | Einführung der zentralen landeseinheitlichen Abschlussprüfung der Kaufmännischen Berufsschule |
| 1952 | Schulhausneubau wird beschlossen |
| 1953 | Baubeginn |
| 1955 | Einweihung des neuen Schulhauses |
| Gustav Maier tritt als Schulleiter in den Ruhestand | |
| Josef Heim wird Nachfolger | |
| Höhere Handelsschule erhält Vorklasse | |
| Neugründung der zweijährigen Handelsschule | |
| 1966 | mit 700 Schülern Höchststand seit Bestehen der Schule |
| 1967/68 | zweijährige Wirtschaftsschule tritt an die Stelle der Höheren Handelsschule und der Handelsschule |
| 1972 | Schulentwicklungsplan II sieht ein Wirtschaftsgymnasium vor |
| 1974 | Auflösung des Landkreises Säckingen und Integration in den Landkreis Waldshut |
| Der neue Landkreis Waldshut wird Schulträger | |
| 1974 | Am 23. April wird mit den Bauarbeiten für das neue Wirtschaftsgymnasium begonnen |
| 1976 | Einweihung des Neubaus neben dem bisherigen Schulgebäude und Einrichtung eines Wirtschaftsgymnasiums |
| Verabschiedung des Schulleiters Josef Heim nach 37-jähriger Tätigkeit an der Schule |